Die Poststation Lieser an der Niederländischen Postroute der (Thurn und) Taxis-Post von

Brüssel nach Augsburg, Innsbruck und Italien vom 16.Jahrhundert bis zur Schließung 1728-34

 

Übersicht in Form einer Zeittabelle

 

 

      Gudrun Meyer

 

 

Das Winzerdorf Lieser an der Mittelmosel, nahe Bernkastel-Kues, beherbergte im 16. und 17. Jahrhundert eine

wichtige Poststation an der Niederländischen Postroute von Brüssel über Augsburg nach Innsbruck und Italien.

Dies geht auch aus dem ältesten Repertorium des Jahres 1689 im Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv zu Regensburg

(FZA HFS 790) hervor, wo das Postamt (office) Lieser und die Korrespondenz mit dem Lieserer Postmeister (commis)

Philipp Umbescheiden eigens erwähnt werden.

Eine solche Stellung verdankte die Poststation Lieser der günstigen Lage an der Reichsstraße von Mainz nach Trier

und der Fähre über die Mosel. So galt Lieser als Grenzstation und Endpunkt des Steckenabschnittes Brüssel-Lieser,

sowie Augsburg-Rheinhausen-Lieser. Von Lieser zweigte am Ende des Dreißigjährigen Krieges eine Umleitungsroute

über Alf, Karden und Dietkirchen/Lahn nach Frankfurt, Nürnberg und Augsburg ab, in den Jahren 1672/3 eine Route

nach Roermond über Daun und Gerolstein, sowie seit 1672 eine Verbindung zwischen Trier und Koblenz. Bis 1672 war

Lieser das Hauptpostamt für das Trierer Kurfürstentum und die Stadt Trier. Mit der Eröffnung eines eigenen Postamts in

Trier im Jahre 1672 war Lieser nur noch für dien Briefverkehr mit der Grafschaft Veldenz zuständig.

Die exponierte Lage an der Reichsstraße hatte jedoch auch zur Folge, dass der Ort und der Posthof in Kriegszeiten

häufig von Soldaten geplündert wurden. Dies galt besonders für die Eroberungskriege unter Ludwig XIV. 

Der Niedergang der Poststation Lieser mit der Schließung 1728 hatte mehrere Gründe:

So wurden viele Städte, die sich noch im 16.Jahrhundert geweigert hatten, nachts ihre Tore für die Post zu öffnen,

wegen des höheren Briefaufkommens zu Zentren der Post. 1672 erhielt Trier ein eigenes Postamt, 1698 wurde die

Niederländische Postroute ab Trier unter Umgehung von Lieser über Büdlich und Haag verlagert, und 1725 entstand

eine Postkutschenlinie von Trier über Wittlich nach Koblenz. Als auch die reitende Post im Januar 1728 von der

Moselroute auf die Postkutschenlinie verlegt wurde, trat Wittlich endgültig an die Stelle von Lieser. Der letzte

Lieserer Posthalter durfte zwar bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1734 noch von Lieser aus die Post für die

Umgebung verteilen, aber direkt danach wurde die Poststation Lieser zugunsten von Bernkastel aufgegeben.

Selbst das Postamt Rheinhausen gegenüber von Speyer,  das im 15.-17. Jahrhundert die wichtigste Station zwischen

Augsburg und Brüssel war, wäre beinahe vom selben Schicksal getroffen worden und sollte nach einer

Teilverlagerung im Jahre 1745 geschlossen werden, existierte aber wegen der Verbindung mit dem Elsass bis 1803

weiter.

In Lieser blieb ein Großteil der Anlage aus dem 16.-18.Jahrhundert erhalten. Die Gebäude im „Alten Posthof“

wurden zwar zu Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden umgebaut, aber nicht abgerissen. Dank öffentlicher und

privater Initiative konnte ein Großteil der noch vorhandenen Bausubstanz aus dem frühen 16. bis 18 Jahrhundert

wiedergewonnen werden, sodass sich die Poststation Lieser heute als ein relativ intaktes Ensemble präsentiert.

Die folgende Übersicht in Form einer Zeittabelle ist eine Ergänzung der Datensammlung von Ernst Otto Simon,

im: Archiv für deutsche Postgeschichte 1/90.

Der Wittlicher Heimatforscher Franz Schmitt hat 1988 in seiner Chronik des Weindorfes Lieser (Cn) weitere

wertvolle Aufbauarbeit geleistet, die in diese Zeittafel eingeflossen ist.

Eigene tiefer gehende Forschungen zur Geschichte der Poststation Lieser beruhen auf den Kirchenbüchern Lieser ab

1649, Bernkastel und Wittlich ab ca. 1600 (KB), sowie auf unpublizierten Quellen im Fürst Thurn- und Taxis-

Zentralarchiv und dem Nachlass von Johann Maria Warschitz in Regensburg, die die Verfasserin einsehen konnte.

Ein erster Glücksfall war die Auffindung einer fast vollständigen französischsprachigen Korrespondenz aus dem Jahre

1651 zwischen dem Generalerbpostmeister Graf Lamoral Claudius Franciscus von (Thurn und) Taxis in Brüssel und

dem bedeutendsten Lieserer Postmeister Philipp Umbescheiden, die inzwischen, ebenso wie der Postraub von 1561, als

Eigendruck vorliegt.

Ein weiterer Glücksfall war im Juli 2007 die Auffindung eines undatierten Reitplans im Nachlass von Johann Maria

Warschitz, Diplomat und Geheimsekretär des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz,  im Archiv des Katharinenspitals

Regensburg. Dieser Plan nennt die später belegten Poststationen zwischen Brüssel und Rheinhausen und stammt

zusammen mit einem Berechtigungsschein für Postreisende vom 22. Januar 1522.

Trotzdem gibt es noch Dokumentationslücken, die vielleicht nach Auffindung weiterer Quellen geschlossen werden

 können.  Besonders schlecht belegt sind das 16. und frühe 17. Jahrhundert, sowie die Zeit nach der Schließung der

Poststation Lieser, zwischen 1734 und 1895.

Hier liegen nur der Kataster-Urriss von 1830, sowie spätere Kataster-Eintragungen vor, die vielleicht zusammen mit

den Kirchenbüchern ein vollständigeres Bild ergeben werden.

Hinweise auf sonstige, auch regionale Quellen, die nicht in diese Übersicht eingeflossen sind, nimmt die Verfasserin

dankbar entgegen.


 

                            Dokumentation der Poststation Lieser

 

                   Eine fortlaufend nach dem neuesten Forschungsstand

                   aktualisierte Zusammenstellung von Gudrun Meyer

                                                                                                                     

(letzte Änderung: 24.11.2007)

 

Urkundlich und/oder archäologisch belegte Daten

 

                                               1486        Maximilian I deutscher König (erst 1508 Selbsternennung zum Kaiser)

                                               1492        Entdeckung Amerikas

                                               1493        Tod des Kaisers Friedrich III, 1508-1519 Maximilian I „erwählter römischer Kaiser“

 

            1490        Nach der Übernahme Tirols durch Maximilian I treten Janetto, Franz[1] und ihr Neffe

Johann Baptista de Tassis in den Dienst von König Maximilian.

            1490      Einrichtung einer bei Tag und Nacht reitenden Stafettenpost mit Reiter und Pferdewechsel

im Abstand von ca. 38 km. Die Postreiter werden in Herbergen stationiert.[2]

Erster Postkurs von Mecheln, nördl. von Brüssel, nach Innsbruck und Italien/Rom.

            1505        Postvertrag zwischen Philipp I von Kastilien/Burgund und Franz de Tassis, Zeitvorgabe für

die Route von Mecheln oder Brüssel nach Innsbruck = 5,5 Tage (Winter 6,5 Tage).

            1506      Nach einem Postlaufzettel führt die Route über Bad Breisich, Hatzenport und Rheinböllen.[3]

Da sich die Routen nach dem Aufenthaltsort von Maximilian I richten und somit ständig

ändern, gibt es noch keine festen Poststationen mit Posthaltern.

            1512      Reichstag zu Trier. Einrichtung einer Sonderroute von Brüssel über Trier nach Innsbruck.[4]

                        Am 31.Mai erhalten die Tassis den deutschen Adelstitel (v. Taxis).[5]

            1516      12.11. Postvertrag zwischen Karl I von Spanien (dem späteren Karl V) und Franz, sowie

Joh.Bapt. v.Taxis. Geplante Einrichtung einer festen Route von Brüssel nach Innsbruck und

Italien. Verkürzung der Wegezeit Brüssel-Innsbruck auf 5 Tage (Winter 6 Tage).

 

                                               1517        31.10. Luthers 95 Thesen, Beginn der Reformation

                                               1519-58  Karl V, Abdankungen 1555/8; ab 1556 (offiziell 1558:) Ferdinand I

                                               1556-98  Philipp II von Spanien, Unterdrückung der Niederlande                           

 

Bedingt durch die Moselfähre an der Reichsstraße  von Trier nach Mainz ist Lieser ein günstiger

Standort für eine feste Poststation an der Route Brüssel-Augsburg-Innsbruck-Trient-Italien. Der

 erste sichere Beleg stammt aus  den Jahren 1521-1531, womit eine Frühdatierung bestätigt  wird.[6]

 Wahrscheinlich ist der erste Lieserer Posthalter identisch mit dem Fährmann.

 

nach 1516              Einrichtung eines neuen Kurses der „niederländischen Postroute“ von Brüssel nach

Augsburg, Innsbruck,  Trient und Italien mit den Wechselstationen Wavre, Namur,

Emptinnes, Lignier, Flamisoul,  Arzfeld, Nattenheim (nach 1587 Bickendorf) [7], Lieser,

Moselfähre, Eckweiler, Flonheim, Puffelken (=Pfiffigheim? bei Worms),

vorbei an Speyer nach Rheinhausen bei Speyer ... Augsburg und Innsbruck nach

Trient und Italien. Von Brüssel bis Flamisoul ist die Route identisch mit der Route nach Burgund.

um 1517           Erstes Gebäude am „Alten Posthof“ zu Lieser (Haus No.3, Fährhaus). Das Datum über dem

Türsturz ist jedoch sekundär. Wahrscheinlich ist das Haus älter.

bis 1519             Die Postroute von Brüssel nach Innsbruck und Italien verläuft wegen der Ächtung Herzog

Ulrichs, Sickingens Belagerung von Worms und der Unpassierbarkeit von Württemberg

 keinesfalls über Lieser, sondern ab Flamisoul (bei Bastogne) über Metz, Straßburg und den

Bodensee.[8]

1522, 22.01.      Erster Beleg für die Poststation Lieser mit Nennung der Pferdewechselstationen ab Brüssel

mit Reitzeiten. [9] Die Ortsnamen sind identisch mit den nach 1550 belegten Poststationen.

1524                 In einer Lieserer Weinbergspächterliste wird „Niclais der verr“(=Fährmann) erwähnt, aber

auch ein Hentgen Ludwig, von dem die Lieserer Postmeisterfamilie abstammen könnte.


1537                  Die Niederländische Postroute verläuft von Brüssel über Arzfeld in der Westeifel, womit der

Postkurs über die Eifel, Lieser und den Hunsrück erneut indirekt bestätigt wird.[10] [11]

1551                       Einführung einer zu festen Zeiten verkehrenden ordinari-Post., verbunden mit einem

                        kürzeren Abstand der Wechselstationen. Binsfeld (Postkreuz) und Laufersweiler kommen

hinzu  Die Poststationen Nattenheim (1553) und Lieser sind berechtigt, Briefe anzunehmen.

1555                 25.April, Markustag: erste Erwähnung der Poststation Lieser in Trier. Ein Stadtbote gibt in

Lieser einen Brief in Richtung Augsburg-Prag auf.[12]

1561                 27.August: Überfall auf die reitende Post zwischen Laufersweiler und Eckweiler.[13]

Zwischen dem 14. und 18.Nov. befragt der Hofpostmeister Kaiser Ferdinands I, Christoph

 v. Taxis,  in der Stube des Lieserer Postmeisters die Posthalter von Laufersweiler und

Eckweiler.

1563/4              Nennung der Poststation Lieser im Reisebuch des Giovanni Da L’Herba.[14]

 

                                               1565/7     Beginn des Aufstandes der Niederlande

                                               1576        Staatsstreich Wilhelms von Oranien (Genter Pazifikation)

                                               1577        Gefangennahme des Generalpostmeisters Leonard v. Taxis

-          Zahlungsunfähigkeit der Post –

1582       gregorianische Kalenderreform.

1578-95  verschiedene Post-Reformationsversuche

 

1582                 Neubau Haus Posthof 7 (archäologisches Datum, Initialen A.B.plus J?).

                        Im selben Jahr flieht Giordano Bruno von Paris über Metz und Lieser nach Mainz.

vor 1585/6        Posthalter Luduwich, Vorname unbekannt. Name entstellt zu Loduwich Binsaure(sic!).[15]

1585/6              Posthalterin Caterine Binsaure(?), Wwe. des verstorbenen Posthalters Loduwich. [16]

1587                 Posthalter Matthias Lodewyck (Ludwig), nachweisbar bis 1598.[17]

1596                 Postordnung in der Version für Lieser. Auch der Fährmann muss sich an die Zeitvorgaben

halten. Unterschrift: „Matthias Lodtwich, posthalter zu Lesser“.

1598                 derselbe, Gehaltsforderung an Lamoral v.Taxis in Brüssel.

 

1615                 Die Strecke von Augsburg bis einschließlich Lieser wird von Augsburg aus finanziert.

 

                                               1619-1637  Kaiser Ferdinand II

                                               1618-1648  Dreißigjähriger Krieg

                                               1637-1657  Kaiser Ferdinand III

 

spätestens 1622  Posthalter Nicolas Ludwig („Ludtwich“).[18]

um 1624?         Neubau oder Umbau/Erweiterung des Posthauses (Haus No.5 und 6 am Posthof)[19]

1624                 Nennung des Postmeisters Nicolas Ludwig in einer Steuerliste (1628 Pächterliste?[20])    

1627                 Posthalter Henrich Clais (Clas Herwil ist eine Verlesung!) Clais war lt. Steuerliste

„Fischer“,  recte Fährmann. Er beantragt vergeblich einen Schutzbrief (Salvaguardia). [21]

1631                 Nennung des Lieserer Posthalters Nicolas <Ludwig> im Kirchenbuch Bernkastel[22]

1632                 kriegsbedingte Verlagerung der Niederländischen Postroute von Brüssel über Flamisoul,

Nancy und Breisach nach Augsburg, unter Umgehung von Lieser.

Ende 1635        Tod des Lieserer Postmeisters Nicolaus Ludwig[23]  Er hinterlässt eine Tochter Catharina und

einen neunjährigen Sohn Matthias.

1636                 Rückverlagerung der Route über Lieser, den Hunsrück und Rheinhausen.

Januar 1637      Philipp Umbescheiden heiratet die Witwe des Postmeisters Nicolaus Ludwig.

1636-1676        Postmeister („commis“) Philipp Umbescheiden (recte: Joh.Philipp Umbescheiden) [24],

zunächst in Stellvertretung für seinen minderjährigen Stiefsohn Matthias Ludwig.

1638                 Erstmalige Erwähnung eines „alt Posthaus(es)“ zu Lieser, im Gegensatz zum Neubau[25]

1644                 Ein Postkurier aus Brüssel, der mit 11 Postpaketen unterwegs war, darunter je eines für

Lieser, Kreuznach, Rheinhausen, Augsburg, Wien, Mailand, Mantua, Rom und dreien für

Venedig wird bei Haguenau im Elsass ausgeraubt.[26]


(1645-1648)      Nach der französischen Besetzung des Hunsrücks, nachweisbar ab 1646: Umleitung der

Niederländischen Postroute ab Lieser über Alf, Karden, Lay, Rheinfähre bei Koblenz, ...

Dietkirchen bei Limburg ... Frankfurt und Nürnberg nach Augsburg.                 

 

                                               1645-1715              Ludwig XIV von Frankreich

                                               1648                       Westfälischer Friede

                                               1649-1651              Demobilisierungskongress in Nürnberg

                                               bis 1659                 französisch-spanischer Krieg, betroffen auch Flandern und Lothringen

 

1648                 Ph. Umbescheiden berichtet, dass die Posthalter im Hunsrück die Arbeit wiederaufnehmen

wollen.[27] Die Rückverlagerung der Niederländischen Postroute wird jedoch auf Januar 1651

verschoben.

1651                 Ab dem 17.Jan. reitet die Post wieder auf der alten Route über den Hunsrück.

                        18./19.Januar: Katastrophales Moselhochwasser. Das Fährhaus (Haus No.3) und Haus No.7

stehen bis zum Giebel im Wasser.

                        Ab Mai Verhandlungen des Brüsseler Generalerbpostmeisters Graf v.Thurn und Taxis mit

dem Trierer Fürstbischof. Fußbotenpost zw. Lieser und Koblenz über Alf und Karden. Neue

Poststation in Koblenz. August: Überfall auf die ordinari-Post zwischen Binsfeld und

Lieser.[28]

1654                 Nach einer Steuerliste ist Philipp Umbescheiden der reichste Mann im Dorf, 2 Häuser.[29]

 

                                               1658-1705              Kaiser Leopold I

                                               1667-1668              französischer Devolutionskrieg gg. Spanien und die span. Niederlande

                                               1672-1678              französisch-holländischer Krieg, 1673-1675 französische Besetzung Triers

 

1672                 Nach Verhandlungen mit dem Trierer Fürstbischof erhält Trier ein eigenes Postamt.

Matthias Ludwig, der Sohn des 1635 verstorbenen Lieserer Posthalters Nicolaus Ludwig

wird zum Trierer „Commis“ (=Postverwalter, Postamtsleiter) ernannt.

Von Lieser zweigt eine Postroute über Daun und Gerolstein nach Roermond ab.[30]

1673-1675/6      Französische Besetzung Triers. Neueröffnung des Trierer Postamts 1675/6.[31]

1675                 Vor dem 23.April: schwere Plünderung des Dorfes und der Poststation Lieser durch die

Franzosen.[32]

1676                 Am 5.Januar stirbt Philipp Umbescheiden. Beisetzung am 6.Jan. in der Lieserer Kirche.

Nachfolger als „Commis“ ist  der evangelische Johannes (Joes) Niclaß Schimper.

1676- ca.1681   „Commis“ (= Postamtsleiter) Johannes (Joes) Niclaß Schimper [33]

1676                 Ihm unterstellt ist Nicolaus Kauth, der bereits am 08.Dez.1676 im KB1 Lieser als „magister

postarii“ gilt  Am 18.08.1684 gilt er lt. KB Bernkastel als „praefectus postarae“.

1680                 Heirat des „magister postae“ Niclaß Kauth[34], Nennung in den Steuerlisten von 1683/4/5

(ohne Berufsbezeichnung), 1690 Berufung zum Sendschöffen.[35]

 

                                               ab 1681                  Reunionskriege, frz. Besetzung Luxemburgs bis 1698

                                               1688-1697              französischer Krieg gegen die Pfalz

                                               1693 und 1698!     französische Schiffsbrücke über die Mosel bei Lieser

 

1681                 Verlagerung der Niederländischen Postroute über Luxemburg, Wecker, Trier, Lieser.

                        Schließung der Poststation Binsfeld (lt. Winterscheid um 1695, lt. Bodé bereits 1680/81).

1687                 Geburt des letzten Lieserer Posthalters Joh. Nicolas Kauth.

1698                 Endgültige Verlagerung der Niederländischen Postroute über Luxemburg (Stadt), Wecker,

Trier, Büdlich, Haag, Laufersweiler, unter Umgehung von Lieser.[36]

1699                 N. Kauth wird in einer Pächterverordnung eindeutig als Postmeister bezeichnet,[37] dgl. in

                        einer Steuerschätzungsliste von 1702.[38]

1701-1704        kurzfristige Rückverlagerung der Niederländischen Postroute über Lieser und Koblenz.[39]

 

                                               1702-1714              spanischer Erbfolgekrieg, frz. Besetzung von Trier und Lieser

                                               1702                       frz. Schiffsbrücke über die Mosel bei Lieser

 

1708                 13.Dezember: Tod des Postmeisters N.Kauth, Nachfolger:dessen Sohn Joh. Jakob Kauth.


                                              

1711                 Am 09.April  wird der „postarius“ (Posthalter) Joh. Jakob Kauth im KB2 als Pate genannt.

1713                 Heirat des „Postarius“ Johann (Hanß) Jakob Kauth (KB2).

                        Französische Seuchensperre im Postamt Lieser.

 

                                   1713-1740              Kaiser Karl VI

                                               1715-1774              Ludwig XV von Frankreich

 

1718                 Geplante, aber nicht durchgeführte Wiederherstellung der Poststraßen an der Mosel.

1725                 Einrichtung einer für Postwagen geeigneten Linie durch die Eifel.

Wittlich wird Anlaufstation für die Postkutschen. Geplante neue Route für die reitende Post.

1725                 Umbau des Zentralgebäudes (Haus Posthof 5-6) der Poststation Lieser. Die Arkaden in der

                        ersten Etage werden zugemauert. Vermutlich erste Teilung  des Hauses.

1726                 Umbau Haus Posthof 7 zu einem vergrößerten Wohngebäude.

1727                 Verlagerung der reitenden Post von Trier nach Koblenz auf die neue Eifellinie.

1728                 12.Januar: Schließung der Poststation Lieser.

Lieser bleibt jedoch bis 1734 Verteilerstation für die Nachbarorte.[40]

1734                 04.05. Tod des letzten Lieserer Posthalters. „postarius“ J.J.Kauth im Alter von 46 Jahren.

Endgültige Schließung der Poststation Lieser, Neueröffnung eines Postamts in Bernkastel.

 

                                               1745-1765              Kaiser Franz I und „Kaiserin“ Maria Theresia

                                               1740-1786              Friedrich der Große, König von Preußen

 

1742                 Nach der kurfürstlichen Verordnung für Lieser wird die Post weiterhin mit der Lieserer

Moselfähre <in Richtung Bernkastel> transportiert. Der Fährmann soll die Post

vorrangig  übersetzen.[41]

1750                 Neubau Haus Posthof No.4 als Wohngebäude.

ca.1750-51       Neueinrichtung einer Postroute (Felleisenpost) von Brüssel nach Augsburg, Anlaufstationen

sind u.a.: Himmerod, Wittlich, Bernkastel, Moorbach; Nutzung der Lieserer Fähre.[42]

Koblenzer Vorschlag, in Lieser wieder eine Poststation einzurichten.

1751                 Der Trierer Postmeister v.Pidoll verhindert mit seinem Brief an Fürst Alexander Ferdinand

v. Thurn und Taxis aus Kostengründen die geplante Wiedereröffnung der Poststation

Lieser.[43]

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1883                 Neueröffnung einer Poststelle in Lieser auf Anweisung von Heinrich v. Stephan.[44]

1994                 31.Dez.: Zweite Schließung des Lieserer Postamtes.

Eine Verkaufsstelle in der Drogerie bleibt bestehen.

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Das weitere Schicksal des Posthofes

 

1830                 Nach dem Kataster-Urriss ist das Zentralgebäude (Haus Posthof 5 und 6) bereits in zwei

                        Wohnungen geteilt, und es besteht ein Anbau an Haus 5 (=linker Teil des Zentralgebäudes).

nach 1830         Abriss des linken Teils des Fährhauses (Haus No.3) und des linken Teils der Scheune, um

Platz für einen Schulhof zu gewinnen.

1883                 Neue Teilung des Zentralgebäudes in Haus No.5 und 6, Umbau von Haus No.6 zur Bäckerei.

1896                 Umbau Haus Posthof 5 =linker Teil des Zentralgebäudes, erst Schmiede, später Winzerhaus.

1934                 Erneuter Umbau von Haus No.5, Aufstockung  des Anbaus.

ab 1960            Modernisierung von Haus No.5, weitere Eingriffe in die Substanz.

1975                 Erste Renovierung des Posthofes durch die Gemeinde Lieser.

1980                 Restaurierung des Fährhauses (Posthof No.3).

1994-2001        Teilrestaurierung des Posthofes (Haus No.5/6, Haus No.7).

 

Heutige Nutzung der Gebäude im Posthof:

Das ehemalige Posthaus (Haus No.5-6) dient als Gästehaus und Dokumentationszentrum zur Geschichte der

Poststation Lieser, Haus No.6a und Haus No.7 sind Ferienhäuser. Haus No.3 (das ehemalige Fährhaus),

Haus No.4 und Haus No.7a sind Wohnhäuser. Der Speicher und eine Winzerscheune werden privat genutzt.


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Anlage: Fußnoten mit Quellen- und Literaturhinweisen.

 

Weiterführende Literatur, die in den Fußnoten abgekürzt zitiert wird (Auswahl)

Herm.Jos.Becker  in: PgB Saarbrücken 1962/1, 12-17, 1962/2, 4-10

W. Behringer        Thurn und Taxis, München 1990

M. Dallmeier         Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens, Kallmünz 1977, Bd. II, Urkundenregesten

(Da II R...)

G. Meyer               Dokumente zur Geschichte der Poststation Lieser, Hamburg 2001/2

G. Meyer               Quellen zum Postraub von 1561, Hamburg 2001

G. Meyer               Dokumente zur Geschichte des Postamtes Rheinhausen von 1490 – 1990, Hamburg 2002

G. Meyer               im: Jahrbuch 2003, Kreis Bernkastel-Wittlich, S.97ff.

Fritz Ohmann        Die Anfänge des Postwesens und die Taxis, Leipzig 1909 

E. O. Simon           im: Archiv für deutsche Postgeschichte (AfdPg) 1/1990, S.14-41, viele weiterführende Literatur

Franz Schmitt       Chronik Weindorf Lieser, Trier 1988 (Cn)

sowie:

publizierte und unpublizierte Quellen aus dem Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv, Regensburg (zitiert als FZA ...)

Kirchenbücher Lieser (KB), aufbewahrt im Bistumsarchiv Trier

Katastereintragungen ab 1830



[1]  Franz de Tassis wird 1501 durch Philipp den Schönen, den Sohn Maximilians, zum maistre de nos postes in den burgundischen Niederlanden und in Burgund ernannt.

[2]  Quellen, u.a.: Memminger Chronik  1490, Abdruck bei Uli Braun, im AfdPg, 2/1990, S.7.

[3]  Redlich, in: MdIöG XII.3, 1891, S.2-11;  Ohmann, S.139-141; 326-329.

[4]  Maximilian war vom 11.3.-17,/18.5.1512 in Trier. Der Sonderkurs nach Trier verlief höchstwahrscheinlich bereits über Bastogne (Flamisoul) und Diekirch. Die Route zwischen Trier und Augsburg ist nicht bekannt.

[5]  Vgl. Behringer, Thurn und Taxis, München 1990, S. 200. Nach einer Urkunde von 1534 (Ohmann, S.338) angeblich in Trier. Dieses trifft nicht zu. Maximilian war zu diesem Zeitpunkt bereits in die Niederlande gereist, hinterließ aber Beamte in Trier.

[6]  Aber mit Fragezeichen, wie z.B. Simon, a.a.O., S.26.

[7]  Lt. FZA 814, fol. 130 ist Nattenheim noch 1585/7 als Poststation belegt, vgl. auch Gard, in: PGB Trier 1969/70, S.11. In den Trierer Stadtrentmeisterei–Rechnungen (TA 12/13-15) wird Nattenheim zwischen 1552/3 und 1575/6 als Poststation genannt, vgl. Gard, in: Pgb Trier, 1969/70, S.2-13.

[8]  Belegt durch das Tagebuch des Augsburger Kaufmanns Lucas Rem aus den Jahren 1494-1541, Hrsg. B. Greiff, 1861, S.21; weitere Belege bei Ohmann, S.189-195; 244. (Zwei voneinander unabhängige Quellen!)

[9] Undatierter Reitplan für Postreisende mit Reitzeiten von Brüssel nach Speyer aus dem bis 1531 gehenden Nachlass von Johann Maria Warschitz, aufbewahrt im Archiv des Katharinenspitals Regensburg (VI/2 No.4). Nach nochmaliger Überprüfung  ist dieser Beleg ein Anhang zu  dem von A. Korzendorfer, in: APB 3/1927 publizierten Berechtigungsschreiben für Postreisende und somit in das Jahr 1522 zu datieren. Die genannten Pferdewechsel-Stationen siehe Haupttext. Nach einem datierten Beleg vom 14.04.1527, (VI/2 No. 3), ebenda, kann man in Lieser Mietpferde leihen. Dies wird durch die Dokumente zum Postraub von 1561 bestätigt.

[10]  Rechnungsbücher Schloss Neuerburg, LHA Koblenz, Best. 655,252 No. 151, S.39, Zeile 15f.

[11] 1540 sind Bobenheim bei Worms, Rheinhausen gegenüber von Speyer, Diedelsheim und die Route durch Württemberg urkundlich belegt (Da II R 16). Zwischen 1540 und 1550 wird lt. Simon, a.a.O.S.24, Flonheim als Poststation genannt. Da auch Namur 1540 in österr. Quellen genannt wird (vgl. Effenberger, Aus alten Postakten, Wien 1918, S.125) wird die Streckenführung über Flamisoul, Arzfeld, Lieser und den Hunsrück bestätigt.

[12]  Trierer Stadtrentmeistereirechnungen (TA 12/13) publiziert bei Gard, a.a.O., S.4. Die Poststation Lieser wird auch in den Folgejahren bis 1577/78 erwähnt. Indirekte Bezeugung bereits 1551 (Postwegekreuz aus Binsfeld). Die Route über Arzfeld  ist ab 1537 urkundlich belegt „der post ein brief bracht von Arzfeld“ (Abrechnungen Schloss Neuerburg, LHA Koblenz, Best. 655,252)

[13]  FZA Postakten 2347. Vgl. auch: Dokumente zum Postraub von 1561, Hrsg. G. Meyer, Rel. 12.8f.

[14]  Streckenführung: Eckweiler, Laufersweiler (Vstbeller), Lieser, Binsfeld, Nattenheim, Arzfeld, Selchborn =Asselborn.

[15]  Lt. Notariatskopie einer Gehaltsabrechnung, FZA 814, fol. 130. Ein Lieserer „Postmeister“, ohne Namensnennung ist 1576 in den Trierer Stadtrentmeisterei-Rechnungen belegt (TA 12/15).

[16]  FZA 814,  fol. 130. Name Verschreibung. Im Original stand vermutlich: *Catharina Binserin, o.ä., Witwe des verstorbenen PM Ludwig. Ludwig ist zweifelsfrei ein Nachname. Als Vorname ist „Ludwig“ im 16.Jh. nicht in Lieser belegt. Mögliche Gründe für die Verschreibung: In den Lieserer KB des 17.Jh. werden verheiratete Frauen mit ihrem Mädchennamen, statt dem Familiennamen des Ehegatten aufgeführt. „Binsaure“ ist also entweder der Mädchenname der Witwe, oder Catharina hat wiedergeheiratet, z.B. einen A.Binser, A.Beilstein, o.ä. (Initialen Hs. 7).

[17]  FZA HFS 790, Repertorium von 1689, S.136. Zu 1598 siehe auch FZA 814, fol. 129 (Dallmeier II, Regest 125).

[18]  FZA PA 1096, drei Briefe zusammen mit den Posthaltern aus Laufersweiler, Eckweiler und Wöllstein an Frh. Lamoral v.Taxis vom 28.9.1622 und vom 15.10.1622.

[19]  Steuerliste 1624, vgl. Cn., S.355. N. Ludwig wohnt, trotz eigenen Hauses als Eidam (Schwiegersohn) mitsamt seiner Schwester Elisabeth bei seinem Schwiegervater, dem „Fischer“ (=Fährmann) Henrich Claiß. Dieser hat das teuerste Anwesen von Lieser.

[20]  Steuerliste s.o.; Pächterliste Cn, S.161.

[21] Zusammen mit deen Posthaltern von Binsfeld und Laufersweiler. MRhPG 1979, S.31.Originalbrief  nicht im FZA gefunden.  Zu Henrich Claiß vgl. die Steuerliste von 1624, publiziert: Cn, S.354. Im Original der Steuerliste stand „Postmeister“, durchgestrichen und durch „Fischer“ ersetzt. Lt. FZA PA 2150, Brief Ph. Umbescheiden vom 16.02.1637 starb der Postmeister Nikolaus Ludwig erst Ende 1635.

[22] „Nicolaus, Postmeister zu Liser“ ist am 22.05.1631 Pate in Bernkastel, KB1, Bernkastel.

[23]  FZA PA 2150, Brief Ph. Umbescheiden vom 16.02.1637, Ph.Umb. heiratet de Witwe des PH Nicolaus Ludwig, id. mit der Tochter des Fährmanns.  In diesem Brief Angabe des Todesdatums „sur la fin de l’année 1635“.

[24]  FZA HFS 790., S.200, sowie FZA 6660. Nernnung auch in einer Pächterliste von 1638, Cn, S.162. Umb. ist bereits 1640 Synodal =Sendschöffe.

[25]  Pächterliste von 1638, Cn. S.162. In dieser Pächterliste wird Umbescheiden als „Postmeister zu Lyser“ bezeichnet.

[26]  Rübsam, im: AfPuT, August 1893.

[27]  FZA 1241, fol. 36-39, vgl. auch: Archiv für deutsche Postgeschichte 1/90, S.26; S.41.

[28]  FZA 1241, fol. 80-127, hier fol. 107. Vgl. G. Meyer, Dokumente zur Geschichte der Poststation Lieser 1651.

[29]  Vgl. Cn, 360. Das 1. Haus, Wert 700 Gulden, (id. mit dem Anwesen von H. Clais 1624) wird um 25% abgeschrieben. Ph. Umbescheiden hat das Anwesen über seine verstorbene Frau erworben.

[30]  FZA HFS 790, S 182f, FZA PA 6660.

[31]  Nach den Rentmeistereirechnungen Trier erhält der Lieserer Postmeister letztmalig 1672/73 ein Neujahrsgeld. 1676 ist es der Trierer PM.

[32]  FZA 2256, Dekret des Kaisers Leopold vom 23.4.1675. Vgl. Da II R.378;  G.Meyer, im: Jahrbuch Kreis Bernkastel-Wittlich 2003, S.97ff.

[33]  Hauptquelle: FZA PA 4330, Brief Wetzel vom 07.06.1677. Weitere Quellen: Fensterinschrift, Datum „1680“ lt. Kunstdenkmäler Krs. Bernkastel, Trier 1935, S.231. So auch lt. Auskunft v. Fr. Dr. Faust, Landesmuseum Trier. (Inventar-No: 1008,21 Foto D 43). Fenster im 2.Weltkrieg zerstört Das  Datum „1689“ lt. Kunstdenkmäler Rheinland-Pfalz,  Rhein-Hunsrück-Kreis Teil I Simmern, München 1977,  S.618f ist falsch. Vgl. auch Cn, S.183 sowie Simon, a.a.O., S.26. Auch Schimpers Frau Angela war evangelisch. Nach dem KB1 Lieser war sie am 17.Aug. 1679 Patin:: „Angela postarum magistri uxur (Ehefrau) accatolica (nicht katholisch) pro qua sublevat...”. Stellvertretend musste eine andere Frau das Kind halten.

[34] KB 1: Heirat am 19.02.1680.

[35] Synodal, Sendschöffe =kirchliches Amt, meist örtliche Würdenträger, Cn, S.720.

[36]  Vgl. hierzu FZA 1096, Brief des Trierer PM Ludwig, 1698, der einigen Folgerungen von Bodé, im: AfdPg 1/94, S.8-19 widerspricht.

[37]  Cn, S.163.

[38]  Cn, S.374.

[39]  Brief des Trierer PM Ludwig, vgl. MRPG 1979, S.32.

[40]  FZA 7378, abgedruckt in: Cn, S.180ff.

[41]  Fürstbischöfl. Gemeindeordnung von 1742, Cn. S.191 und S.270.

[42]  FZA 1241, fol.1, sowie FZA 7378.

[43]  FZA 7378, abgedruckt in: Cn, S.180ff.

[44]  Das Originaldokument ist im Posthof ausgestellt. Keine eigenhändige Unterschrift Stephans, sondern Gummistempel.